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VISIBLE © 2009

10 Videoportraits von österreichischen Überlebenden des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück

Idee, Konzept und Regie: Bernadette Dewald und Marika Schmiedt

Für die Videoedition VISIBLE wurden von den beiden Filmemacherinnen je fünf Filme erarbeitet, die zum größten Teil auf den Aufnahmen des Videoarchivs Ravensbrück aus den Jahren 1998 und 1999 aufbauen, i.e. die Portraits von Lotte Brainin, Aloisia Hofinger, Dagmar Ostermann, Josefine Oswald, Ceija Stojka, Katharina Thaller und Irma Trksak. Im Rahmen der Produktion wurden von Helga Amesberger und Brigitte Halbmayr mit den Überlebenden Friederike Furch, Ida Huttary, Anna Kupper und Josefine Oswald erstmals lebensgeschichtliche Interviews geführt. Die Reihe wurde in Zusammenarbeit mit der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück und Freundinnen produziert.

Regie: Bernadette Dewald >>> Filmstills

Lotte Brainin
Leben mit Eigenwillen und Mut

Lotte Brainin, geboren 1920 als Tochter ukrainischer Migranten in Wien, bewegt sich schon in früher Jugend in linkspolitischen Kreisen. Nach den Nürnberger Rassengesetzen als "Jüdin" klassifiziert, sieht sie sich daher nach dem „Anschluss“ 1938 doppelt gefährdet. Zwar gelingt ihr - ebenso wie ihren Brüdern und ihrer Mutter - die Flucht ins belgische Exil, der Einmarsch der deutschen Truppen aber bringt sie erneut in Gefahr. Ab 1941 ist Lotte in Brüssel im Widerstand tätig, was schließlich 1943 zu ihrer Verhaftung führt und in der Folge in ein Martyrium von Folter, Deportation nach Auschwitz und Todesmarsch. Die letzte Station ist schließlich Ravensbrück.
Tiefe Spuren dieser Geschichte durchziehen das Leben von Lotte nach dem Krieg. Ihre Familie hat stets teil daran, die Vergangenheit ist ein offenes Thema. Der Enkelsohn Jakob erzählt von der Entwicklung seines Verständnisses dieser so präsenten Erinnerung, Seine Wahrnehmungen sowie Interviews mit Lotte Brainin aus den Jahren 1999 und 2008 zeichnen die Skizze eines eigenwilligen Lebens, das sich in politischer und persönlicher Integrität auszeichnet.
Dauer: 48 min

Friederike Furch
„Lagerkind“

Friederike Furch, aufgewachsen in einer Wiener Arbeiterfamilie, wird 1940 im Alter von 16 Jahren wegen politischen Widerstands von der Gestapo verhaftet und in der Folge ins das Konzentrationslager Ravensbrück gebracht. Der Beistand von politischen Genossinnen, die sie nicht nur wegen ihrer Gesinnung, sondern vor allem auch wegen ihrer Jugend unterstützen, rettet ihr das Leben. Nach ihrer Rückkehr zu Kriegsende sieht sie sich in Wien mit Unverständnis und Desinteresse bezüglich ihres Schicksals konfrontiert. Erst mit ihrem Mann und gemeinsamen Freunden aus der kommunistischen Partei, die ebenfalls in Konzentrationslagern interniert waren, ist ein Austausch darüber möglich.
Die einzige Tochter von Friederike Furch wächst dadurch in einem Lebensumfeld auf, das bedrängend voll ist von den dramatischen Erinnerungen ihrer Eltern und deren Freunden. Dies ist nach Friederikes Meinung auch der Grund dafür, dass sie der Geschichte der Mutter und ihrer politischen Tätigkeit zwar positiv gegenüber steht, aber nicht bereit ist, sich mit dem Thema näher zu beschäftigen oder auch darüber zu sprechen. Friederike Furch erzählte für diesen Film erstmals ihre Lebensgeschichte vor der Kamera.
Dauer: 38 min

Aloisia Hofinger
So viel Angst...

Aloisia Hofinger, die aus einem oberösterreichischen „Kleinhäusl“ stammt, wird 1942 wegen eines Liebesverhältnisses mit einem polnischen Zwangsarbeiter 1942 verhaftet. Zu diesem Zeitpunkt ist sie bereits schwanger. Ihr geliebter Jozef wird ermordet, sie selbst geht bis zur Geburt der Tochter frei, wird dann aber wiederum verhaftet und ohne Verhandlung in das Konzentrationslager Ravensbrück überstellt. Ihre bei Bauern zurückgebliebene Tochter Annemarie verstirbt im Oktober 1943 an Diphterie, kurz bevor Aloisia selbst nach einem Jahr voller Schrecken und Angst wieder aus dem KZ entlassen wird.
Die erniedrigende Behandlung durch Gestapo und SS und das Grauen des Lagers haben Aloisia zutiefst geprägt. Nicht zuletzt auf Grund des Tabuthemas Sexualität begleiten tiefe Schuldgefühle ihr weiteres Leben. Ihr Umgang mit dem Thema ist hauptsächlich durch furchtsames Schweigen charakterisiert, nur manchmal erzählt sie ihren Kindern davon. Die schwierige Situation hat die gesamte Familiengeschichte gezeichnet. Der Enkelsohn Christian, der die ersten Lebensjahre hauptsächlich bei Aloisia aufgewachsen ist, spricht über sein Verhältnis zu seiner Großmutter, die Problematik der Familiengeschichte und ihre Folgen.
Dauer: 36 min

Ida Huttary
„Das war halt ein Schicksal, ein nicht schönes...“

Die 1918 geborene da Huttary erzählt erstmals ihre Lebensgeschichte für die Öffentlichkeit: 1944 wird sie gemeinsam mit ihren Schwiegereltern und der Schwester der Schwiegermutter von der Gestapo verhaftet, weil sie den für die Engländer als Spion tätigen Schwager versteckt hatten. Der Schwiegervater wird nach Dachau verschleppt, die Frauen kommen in das Konzentrationslager Ravensbrück und Ida muss ihren kürzlich geborenen Sohn bei ihrer Schwester zurücklassen. Zwar überlebt Ida überlebt das Lager, ihre Rückkehr aber ist von tiefer Trauer überschattet: Trotz ihrer verzweifelten Bemühungen ist es ihr nicht gelungen, das Leben ihrer beiden älteren Verwandten zu retten, der Schwiegervater ist in Dachau gestorben. In der Folge spricht sie über viele Jahre hinweg kaum über ihre Erlebnisse, sicherlich auch auf Grund des mangelnden Interesses von Seiten des weiteren Umfeldes, das sie umgibt.
Ihre Tochter Inge war zwar von Kind an über die Geschichte ihrer Mutter informiert, die persönliche und politische Tragweite dieser Realität aber nimmt sie erst in den letzten Jahren bewusst wahr. Im Interview spricht sie nun über diesen Prozess der Annäherung, der sie während der Filmaufnahmen auch das erste Mal nach Ravensbrück führt.

Dauer: 38 min

Irma Trksak
Portrait einer Widerständigen

Irma Trksak, geboren 1917, wächst in einfachen Verhältnissen in Wien auf. Als Mitglied der tschechischen Minderheit fühlt sie sich 1938 von den Aussagen Hitlers über die Slawen diskriminiert und organisiert sich früh in einer der tschechischen Widerstandszellen. Nach mehreren Brandlegungsversuchen wird sie schließlich 1941 von der Gestapo verhaftet und nach einem Jahr Einzelhaft nach Ravensbrück deportiert. Die Schrecken dieses Lagers, vor allem die letzten Monate im nahe gelegen Vernichtungslager in der Uckermark sind ihr bis zur Gegenwart in schmerzhafter Erinnerung geblieben.
Irmas Sohn Ludwig, den sie alleine großgezogen hat, erzählt von einer Kindheit zwischen selbstverständlichen Besuchen im KZ-Verband und dem gleichzeitigen Schweigen seiner Mutter über das Ungeheure ihm gegenüber, das bis heute andauert. Im Gegensatz dazu stehen der seit langem sehr aktive Umgang Irma Trksaks mit ihrer Vergangenheit, ihr Auftreten in der Öffentlichkeit und ihre Zeitzeugenschaft an Schulen – Aufgaben, die sie bis in die Gegenwart wahrnimmt.
Dauer: 42min

 

 

Regie: Marika Schmiedt

LUNGO DROM. LANGER WEG
Ceija Stojka

Sie hat den Massenmord an Roma und Sinti in den Konzentrationslagern als eine der wenigen überlebt: die Künstlerin Ceija Stojka. Die Angst, die durch ihre Erinnerungen an die grauenhafte Kindheit im Todeslager und die wieder zunehmenden Verfolgungen von Roma in Europa wach gehalten wird, hat sie an ihre Kinder und Enkelkinder weitergegeben - aber auch die Liebe zum Leben, als stolze, schöne Romni.
Daue: 48 min


ABER IN AUSCHWITZ WILL ICH BEGRABEN SEIN
Die Geschichte der Dagmar Ostermann
„Juden und Hunden ist der Eintritt verboten!“ Mit diesem Satz wird Dagmar Ostermann, die einen jüdischen Vater hat, am 11. März 1938 von einem Tag auf den anderen der Besuch in ihrem Stammcafè, der Konditorei Lehmann im 1. Bezirk, untersagt. Die Deportation ins Konzentrationslager Auschwitz überlebt sie, entwürdigt als namenloser Häftling mit der Nummer 21946, nur durch Zufall.
Dauer: 42min


Erinnerungen der Anna Kupper
DER DRECK AUF DER KEHRSCHAUFEL WAR ABENDS IN DER BLUTWURST

Mit den PartisanInnen gegen das Dritte Reich:
In ihrem Widerstandskampf gegen Hitler finden die PartisanInnen auch Unterstützung in der Bevölkerung: die 17-jährige Kärntner Slowenin Anna Kupper trägt Informationen weiter und organisiert Verpflegung für die WiderstandskämpferInnen. Von Nachbarn verraten, wird sie mit ihrer Familie verhaftet und ins Konzentrationslager Ravensbrück verschleppt. Die Angst, als ehemaliger Häftling diskriminiert zu werden, bringt sie nach der Befreiung jahrzehntelang zum Schweigen über das Erlebte, auch ihren Töchtern gegenüber.
Dauer: 38 min


Josefine Oswald im Portrait
ICH HABE NICHT SO VIEL GEDACHT DAMALS, WAS UNS BEVORSTEHT

Der Pachtbauernhof von Josefines Eltern wird in den 40er Jahren durch seine abgeschiedene Lage zu einem Stützpunkt für PartisanInnen. Die Familie wird verraten, die damals 16-jährige Josefine sowie ihre Eltern und ihre Schwester Bibiana werden verhaftet. Nach sechs Wochen Haft im Kreisgericht Leoben deportiert man die Frauen mit einem „Sondertransport“ über Bruck an der Mur in das Konzentrationslager Ravensbrück.
Josefines Vater wird in Mauthausen interniert und stirbt kurz nach der Befreiung an den Haftfolgen. Frau Oswald spricht bis heute äußerst selten über ihre Erlebnisse im Konzentrations-lager, selbst ihren Kindern erzählte sie nicht davon.
Dauer: 37 min


Katharina Thaller
JEHOVA GOTT HAT MICH AM LEBEN ERHALTEN

Katharina Thaller wird 1943 gemeinsam mit ihrem Vater von der Gestapo verhaftet, weil sie als Zeugen Jehovas am Glauben festhalten. Nach zehn Tagen Gefängnis wird sie in das Konzentrationslager Ravensbrück und Valentin Thaller nach Dachau deportiert.
Als Katharina Thaller am 5. Juli 1945 nach Klagenfurt zurückkehrt, erkennt sie den Ort kaum wieder, auch ihr Elternhaus ist zum Teil beschädigt. Der Zusam-menhalt in der Familie ist zerstört, über die Erlebnisse im Konzentrationslager wurde niemals gesprochen.
Dauer: 25 min

 

>>> Marika Schmiedt

 

 

 


 



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